In Griechenland eskalieren die Unruhen.

Das Auswärtige Amt in Berlin warnt vor Reisen nach Griechenland.

Gruppen gewalttätiger Jugendlicher sollen das Stadtzentrum unter ihre Kontrolle gebracht haben, sie legen wahllos Brände, randalieren in den Straßen.


Der Tod eines Schülers, den ein Polizist verschuldet haben soll, sorgt weiter für Zündstoff.

Auch am Tag der Beerdigung des getöteten 15-Jährigen liefern sich Autonome und die Polizei neue Zusammenstöße.

Zehntausende haben in Griechenland bei Trauermärschen des 15-jährigen Schülers gedacht, der bei den schweren Krawallen in Athen durch eine Polizeikugel getötet worden war. Bei den Feierlichkeiten flammten die Zusammenstöße von Autonomen und Polizei wieder auf.

Zur Beerdigung des Schülers auf einem kleinen Friedhof in der Athener Vorstadt Palaio Faliro kamen außer der Familie und Freunden auch Schülervertretungen aus zahlreichen Gymnasien Athens zusammen. Schüler aus Nordgriechenland und von der Insel Kreta schickten Blumen, berichtete das Fernsehen. Als der Sarg aus der Kirche kam, brandete Beifall auf.


"Es ist der letzte Beifall für einen Jungen, den die Polizeigewalt von uns genommen hat", sagte ein Schüler im Radio, und überall waren weiße Nelken. "Sie symbolisieren in unserem Glauben die Unschuld des Jungen." Aus der Menge kamen auch harte Worte. "Bullenschweine - Mörder", skandierten einige. "Das vergossene Blut fordert Rache." Die Polizei beobachtete von einem Hubschrauber aus in diskreter Entfernung die Trauerfeier.


Auf vielen zentralen Plätzen im Land gedachten zeitgleich Zehntausende Schüler des 15-Jährigen. Aus einer Demonstration von rund 5000 Schülern in Athen lösten sich rund 200 Jugendliche und bewarfen die Polizei mit roter Farbe, Steinen und Latten vor dem Parlamentsgebäude, wie das Fernsehen zeigte. Die Polizei setzte massiv Tränengas ein, um die Randalierer auseinanderzutreiben. Trotz verschärfter Sicherheitsmaßnahmen kam es am Nachmittag sporadisch zu weiteren Ausschreitungen in Athen.
Rund 50 Randalierer zündeten Mülltonnen an. Sie hatten zuvor an der Trauerfeier teilgenommen.

Nach wie vor herrscht Unklarheit über den genauen Hergang der Ereignisse, die zu dem Tod des 15-Jährigen führten. Der Polizist, der den tödlichen Schuss abgefeuert haben soll, bekräftigte, er habe Warnschüsse abgefeuert, von denen einer als Querschläger den Jungen getroffen habe. Klarheit darüber soll die ballistische Untersuchung der Kugel schaffen. Mindestens drei Augenzeugen sagten im Fernsehen, der Polizist habe direkt auf den Jungen gezielt und geschossen.

Mitschüler sagten griechischen Medien, dass der 15-Jährige ein ruhiger und ausgeglichener Mensch gewesen sei. "Er war ein junger Mensch, der genau wusste, was er wollte. Er sagte immer und direkt seine Meinung", sagte eine Mitschülerin. "Er hat immer unsere Seele erheitert, wenn wir traurig waren", fügte ein enger Freund hinzu.

Grigoropoulos stammte aus einer wohlhabenden Familie. Seine Eltern besitzen einen der bekanntesten Juwelierläden von Athen. Sein Vater ist Architekt. Der Junge besuchte eine der teuersten Privatschulen Griechenlands. "Andreas-Alexandros passt damit nicht ins Bild der Chaoten, die aus Frust über die ungerechte Gesellschaft alles kurz und klein schlagen", sagte ein Psychologe im Fernsehen.


Seit dem Tod des Jungen am vergangenen Samstag erlebte Athen eine beispiellose Welle der Gewalt, die nach ersten Schätzungen der Wirtschaft Schäden von mehr als einer Milliarde Euro anrichtete.