Die griechische Hauptstadt Athen sieht offenbar der fünften Nacht mit gewaltsamen Ausschreitungen entgegen.

Im Umfeld der Universität gingen am Abend wieder Autos und Barrikaden in Flammen auf. Die Polizei setzte Tränengas ein.


Tausende beteiligen sich am Generalstreik


Am Tag hatte ein seit langem geplanter Generalstreik das öffentliche Leben gelähmt und den Druck auf die Regierung von Ministerpräsident Kostas Karamanlis erhöht. Die Gewerkschaften hatten zum Generalstreik aufgerufen, um gegen die Wirtschaftspolitik der konservativen Regierung zu protestieren. Der Internationale Flughafen von Athen musste seinen Betrieb komplett einstellen, Schulen, Universitäten und Krankenhäuser blieben geschlossen. Notdienste waren aber organisiert. Auch im öffentlichen

Nahverkehr von Athen wurde gestreikt.


Rund 10.000 Menschen folgten dem Gewerkschaftsaufruf und zogen an ausgebrannten Geschäften in der Innenstadt vorbei zum Parlament. Sie wollten mit dem Streik ihren Forderungen nach höheren Löhnen und einer stärkeren staatlichen Unterstützung für einkommensschwache Familien Nachdruck verleihen.


Ausschreitungen am Rande der Großdemonstration


Am Rande der Gewerkschaftskundgebung kam es wieder zu Straßenschlachten zwischen Jugendlichen und der Polizei. In der Nacht zuvor waren vermummte Jugendliche die vierte Nacht in Folge durch die Straßen gezogen und hatten Barrikaden angezündet, Geschäfte geplündert und Scheiben eingeworfen.


Schäden zwischen 20 und 50 Millioen Euro


Bei den Unruhen der vergangenen Tage entstand nach Schätzungen der Versicherer in Athen und mindestens zehn anderen Städten ein Schaden von mehr als 20 Millionen Euro an Autos, Bankfilialen und Geschäften. Allein in der Hauptstadt wurden nach Angaben der Stadtverwaltung über 320 Banken und Läden beschädigt. Der Verband der Geschäftsleute bezifferte die Zahl der beschädigten Läden, Banken Kinos und Theatern dageggen auf 435. Auch den entstandenen Sachschaden geben die Besitzer mit etwa 50 Millionen Euro höher an. Ihnen zufolge klauten Plünderer unter anderem Mobiltelefone, Computerzubehör, Kleidung, Schuhe, Elektrogeräte, Schmuck und Uhren.


Karamanlis verspricht schnelle Hilfe


Regierungschef Kostas Karamanlis versprach den Geschädigten günstige Kredite und eine Soforthilfe von 10.000 Euro für jeden Laden, der zerstört wurde. Bei Unternehmen, die bis zum 20. Dezember nicht wieder öffnen können, übernehme der Staat die Gehälter der Angestellten für drei Monate, kündigte Karamanlis an.

Der Ministerpräsident zeigte sich in einer Fernsehansprache fest entschlossen, die Gewalt einzudämmen und die öffentliche Sicherheit wiederherzustellen. Die Regierung wolle wieder ein Gefühl der öffentlichen Sicherheit schaffen und die von den Ausschreitungen betroffenen Geschäfte unterstützen, sagte Karamanlis.


Anwalt: 15-Jähriger starb durch Querschläger

Unterdessen erklärte der Rechtsanwalt des griechischen Polizisten, aus dessen Waffe der tödliche Schuss abgegeben worden war, die ballistische Untersuchung der Kugel entlaste seinen Klienten. ''Die Untersuchung spricht für meinen Mandanten'', sagte der Rechtsanwalt des mutmaßlichen Schützen. Die tödliche Kugel sei ein Querschläger gewesen, meinte der Rechtsanwalt. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür nicht. Der Tod des Jugendlichen am Samstag hatte die tagelangen Krawalle ausgelöst.

Quelle: tagesschau.de