Der Ursprung des „Spartathlon“, dem härtesten Ultralauf der Welt, liegt in der Geschichte der Antike.

Um 490 v. Chr. schickten die Athener den Booten Pheidippides zu König Leonidas nach Sparta, um Hilfe gegen die angreifenden Perser zu holen. Den Aufzeichnungen Herodots zufolge, erreichte Pheidippides über den Isthmus von Korinth und das Parthenion-Gebirge Sparta in 36 Stunden.

Im Jahre 1982 griff der Brite John Foden diese Begebenheit auf und lief zusammen mit zwei weiteren Läufern die 245,3 Kilometer lange Strecke von der Akropolis in Athen bis zur Statute des Leonidas gemäß der Zeitvorgabe in knapp 36 Stunden; der Spartathlon war geboren.

Seit 1983 versammeln sich jedes Jahr am letzten Freitag im September die weltbesten Ultraläufer, um die historische Strecke mit ca. 3.500 Höhenmeter zu bewältigen. Entlang der Strecke befinden insgesamt 75 „Checkpoints“, an denen es einerseits Verpflegung gibt, die andererseits aber auch Eliminationspunkte sind: Jene Läufer, die über den vorgegebenen Schlusszeiten sind, werden aus dem Rennen genommen.

Bis auf einige kurze Schotter-Passagen und dem felsigen Abschnitt über den 1150 Meter hohen Sangas-Pass wird vorwiegend auf Asphalt-Strassen gelaufen. Eine Herausforderung an sich sind die ersten 25 Kilometer im Morgenverkehr am Pannenstreifen der Autobahn aus Athen heraus bis Elefsis, sowie die letzen 60 Kilometer auf der viel befahrenen Hauptstrasse von Tegea nach Sparta. Am Schönsten sind die Abschnitte der Küstenstraße entlang nach Korinth, sowie die Hochebene der Peloponnes mit den schmucken Ortschaften Nemea, Lyrkeia oder Nestani.

Dies Jahr hatten sich 292 Teilnehmer aus 32 Ländern qualifiziert, allein 55 kamen aus dem ultralaufbegeisterten Japan; 246 Läufer (davon 19 Frauen) nahmen vom Parthenon-Tempel aus um 7 Uhr im Morgengrauen das anspruchsvolle Rennen auf. Nur ein gutes Drittel davon erreichte Sparta am nächsten Tag bis abends um 19 Uhr: insgesamt gab es 97 Athleten, die ins Ziel kamen, davon zwölf Frauen. Die Mehrheit des Feldes kam in den letzten beiden Stunden, 14 Läufer gar erst in den letzen zehn Minuten vor dem Zeitlimit in Sparta an.

An die Herausforderung „Spartathlon“ wagte sich heuer auch die 29-jährige Martina Juda aus Siebeneich. Die für den SV Jenesien startende Läuferin hatte sich im Vorfeld mit der Montblanc-Umrundung sowie dem 24h-Lauf in Wörschach gründlich vorbereitet. Trotzdem gelten bei diesem äußerst selektivem Lauf andere Gesetze: Zu viel kann unterwegs passieren, niemand kann sich von vornherein sicher sein, den Fuß des Leonidas zu küssen. Das gilt auch für die Weltbesten. So mussten heuer auch Spartathlon-Sieger aus früheren Jahren, wie der Deutsche Jens Lukas oder der Brasilianer Valmir Nunes, das Rennen ebenso vorzeitig aufgeben wie Stefano Sartori aus Pergine, der immer im Spitzenfeld liegend aufgrund einer akuten Schienbeinreizung bei km 195 ausstieg.

Martina Juda überzeugte trotz aller Schwierigkeiten mit einer optimalen Renneinteilung: Die erste Teilstrecke (81km) bis Korinth lief sie aufgrund der hohen Temperaturen bewusst zurückhaltend immer knapp an den Zeitlimits, was ihr dann in der zweiten Hälfte des Rennens, vor allem ab km 160 (Sangas-Pass) zu Gute kam. Von da an konnte sie alle Reserven mobilisieren und holte bis nach Sparta immer mehr auf. Relativ locker und frisch erreichte sie nach 33:51:46 Stunden als insgesamt 44-ste das Ziel in Sparta; als fünfte Frau, genau 3 Minuten hinter der Vorjahressiegerin, Kimie Noto aus Japan.

Den Sieg holte sich die furios laufende Japanerin Sumie Inagaki in 28:37:20 (Gesamt-10.!) vor ihrer Landsfrau Takako Furuyama (31:40:31) und der Amerikanerin Mary Larsson-Hanudel (31:41:56).

Bei den Herren setzte sich der Amerikaner Scott Jurek in 22:52:18 Stunden mit der fünftbesten Laufzeit überhaupt durch. Die Plätze zwei und drei gingen an die Japaner Ryoichi Sekiya (24:14:11) und Masayuki Othaki (25:19:12). Platz 4 erreichte der Ungar Levente Kalotai (25:52:24) vor dem Deutschen Michael Vanicek (26:56:13). Der Kardiologe Markus Thalmann (Sieger 2003) erreichte wiederum mit 27:44:10 Stunden Rang 8. Erstmals erreichten auch vier Italiener das Ziel: Bester war Livio Tretto an 16. Stelle (30:15:43), Giovanni-Batista Torelli klassierte sich in 35:19:12 72 an 72. Stelle, während Luca Zava und Paolo Zongolo zeitgleich auf Rang 85 kamen (35:52:02).