geboren am 18. Februar 1883 in Iraklio, Kreta, war einer der bedeutendsten griechischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.

Sein bekanntester Roman Alexis Sorbas (1946) wurde 1964 von Michael Cacoyannis mit Anthony Quinn in der Hauptrolle verfilmt.

Nikos Kazantzakis


Nikos Kazantzakis wuchs als Sohn eines Kaufmanns in einfachen Verhältnissen in der Stadt Megalo Kastro – dem heutigen Iraklio im damals osmanisch besetzten Kreta – auf. Sein Vater kämpfte gegen die türkischen Besatzer, seine Mutter stammte aus einer Familie von Bauern. Von 1902 bis 1906 studierte er an der Universität Athen Rechtswissenschaften. Bereits damals entstanden seine ersten Werke. Mit dem Roman Der Tag bricht an – erschienen 1907 – wurde Kazantzakis in ganz Griechenland bekannt. Nachdem er das Studium in Athen mit der Note „sehr gut“ abgeschlossen hatte, erlaubte ihm sein strenger Vater drei Monate durch Griechenland zu reisen; ein Erlebnis, welches den Autor nachhaltig prägte. 1907 begab er sich nach Paris, um am Collège de France Staatswissenschaften bei Henri Bergson zu studieren, den er später als einen seiner wichtigsten Lehrer bezeichnete. In dieser Zeit entstanden weitere Romane, Dramen und philosophische Texte. Kazantzakis schloss sein Studium mit einer Dissertation über Friedrich Nietzsche, der für ihn insbesondere wegen seines unbeugsamen Freigeistes zu einem Vorbild wurde, ab und kehrte 1909 nach Griechenland zurück. Dort lernte er die junge Intellektuelle Galateia Alexiou kennen, die er 1911 heiratete. Die Ehe scheiterte; 1926 ließ sich das Paar scheiden.

Nun begann eine unstete Phase in Kazantzakis’ Leben. Er bereiste unter anderem Griechenland, Deutschland, Österreich, die Schweiz, Russland, China, Japan, Italien, Ägypten, Palästina und Spanien. In einigen dieser Länder ließ er sich für kurze Zeit nieder (z. B. in Berlin von 1920 bis 1923). Er arbeitete als Journalist, Auslandskorrespondent, Übersetzer und Autor. Von 1916 bis 1917 versuchte er sich mit Hilfe seines Freundes Georgios Sorbas, den er kurz zuvor auf dem Heiligen Berg Athos kennengelernt hatte, als Pächter eines Bergwerks im Dorf Prastova auf der Halbinsel Mani, im Süden der Peloponnes. Das Projekt scheiterte, lieferte ihm aber 30 Jahre später die Vorlage für seinen bekanntesten Roman, Alexis Sorbas, in dem er seinem Freund Georgios Sorbas ein literarisches Denkmal setzte.

Nach dem Scheitern der Bergbaupläne engagierte sich Kazantzakis in der griechischen Politik. Einige Monate war er Generaldirektor des Ministeriums für Soziales unter Venizelos (1919/1920). Im Jahr 1922 organisierte er die Repatriierung von 150.000 der sogenannten Pontos-Griechen aus dem Kaukasus ins Mutterland. Dabei begleitete ihn wieder Georgios Sorbas. In dieser Phase seines Lebens entstanden wichtige Übersetzungen (Dantes Göttliche Komödie, Goethes Faust), das Werk Askitiki (Asketik) und viele Reiseberichte. Immer wieder bereiste Kazantzakis die Sowjetunion. Er begeisterte sich für die Ideen des Kommunismus und des Sozialismus, schrieb Drehbücher, Essays und Artikel in der Prawda. Wegen seiner politischen Aktivitäten wurde Kazantzakis in Griechenland kurzfristig verhaftet. Nach einiger Zeit wandte er sich jedoch enttäuscht vom Kommunismus ab. Kazantzakis hat sich in seinem Leben für viele Ideale leidenschaftlich eingesetzt. Doch schließlich sagte er selbst: „Ich war ein Küfer, ein Anwalt der Katharévousa, ein Nationalist, ein Anwalt der Dimotikí, ein Intellektueller, ein Poet, ein religiöser Fanatiker, ein Atheist, ein Ästhet – und nichts davon kann mich je wieder täuschen.“

Zwischen 1928 und 1932 lebte er insgesamt für mehrere Monate im kleinen erzgebirgischen Ort Försterhäuser (Myslivny) in der Tschechoslowakei, um in Ruhe arbeiten zu können und sich inspirieren zu lassen.

Im Jahr 1936 fand Kazantzakis zum ersten Mal eine Heimat: Er ließ sich auf der Insel Ägina nieder. Hier lebte er mit seiner neuen, langjährigen Weggefährtin Eleni Samiou zusammen, die er 1945 heiratete. Auf Ägina begann eine sehr produktive Zeit. Kazantzakis beendete eines seiner Hauptwerke, die Odyssee, und begann mit der Niederschrift von Alexis Sorbas, Die letzte Versuchung Christi, Freiheit oder Tod und arbeitete an seinem Werk über Buddha. Außerdem war er weiter in der Politik aktiv, unternahm Reisen und arbeitete ein Jahr lang für die UNESCO.

1945 beauftragte ihn die griechische Regierung, Kriegsverbrechen der deutschen Besatzungsmacht auf Kreta zu untersuchen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden 1983 von der Gemeinde Iraklio unter dem Titel Bericht des zentralen Ausschusses zur Feststellung von Kriegsverbrechen auf Kreta (Έκθεσις της Κεντρικής Επιτροπής Διαπιστώσεως Ωμοτήτων εν Κρήτη Ektesis tis kendrikis Epitropis Diapistoseos Omotiton en Kriti) veröffentlicht.

Kazantzakis’ letzte zehn Lebensjahre waren von seiner Arbeit als Schriftsteller geprägt, von der er erst leben konnte, nachdem 1946 Alexis Sorbas erschienen war. 1948 zog er mit seiner Frau Eleni nach Antibes. In den nächsten Jahren erschienen Die letzte Versuchung Christi und Griechische Passion, als Oper 1958 von dem tschechischen Komponisten Bohuslav Martinů komponiert. Die katholische und die orthodoxe Kirche verurteilten Kazantzakis aufgrund der Bücher und der darin bestehenden Auslegungen des Lebens Christi und der kritischen Darstellung der großen Kirchen. Papst Pius XII. setzte Die letzte Versuchung Christi auf den Index der verbotenen Bücher (1954). Dies machte Kazantzakis endgültig weltbekannt.

Im Jahr 1953 wurde bei Nikos Kazantzakis Leukämie diagnostiziert, daher lebte er einige Monate im Kurhaus von Cademario. In den Jahren, die ihm verblieben, beendete er die Werke Kapitän Michalis, den autobiografischen Roman Rechenschaft vor El Greco sowie Mein Franz von Assisi. Am 28. Juni 1956 verlieh ihm der Weltfriedensrat in Wien den Internationalen Friedenspreis für das Jahr 1955.


Nach der Rückkehr von einer längeren Chinareise, die er trotz eingehender Warnungen seiner Freiburger Ärzte antrat, starb Nikos Kazantzakis 1957, von seiner Krebserkrankung geschwächt, in der Universitätsklinik Freiburg an den Folgen einer während der Fernost-Reise nicht ausreichend therapierten asiatischen Grippe. Sein Grab befindet sich auf der südlichen Martinengo-Bastion der venezianischen Stadtmauer von Iraklio wegen seiner unorthodoxen Ansichten war ihm die Bestattung auf einem kirchlichen Kirchhof verweigert worden.


Die Grabinschrift lautet:

„Δεν ελπίζω τίποτα. Δε φοβούμαι τίποτα. Είμαι λέφτερος.“
(„Den elpízo típota. De fovoume típota. Íme léfteros.“ –
„Ich erhoffe nichts. Ich fürchte nichts. Ich bin frei.“)

Nikos Kazantzakis verstarb am 26. Oktober 1957 in Freiburg im Breisgau

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