Die berühmten griechischen Kioske, die an fast jeder Straßenecke zu finden sind, und den Verkauf
von Zeitungen, Zigaretten, Süßigkeiten, alkoholfreie Getränke und andere Waren anbieten
sind bald Geschichte den ihre Lizenzen sollen nicht erneuert werden.
Die neuen Gesetze, über die im Parlament entschieden wird werden erreichen, dass die einzigartige "Periptera",
die traditionellen "Mini-Märkte" auf den Bürgersteigen in den meisten Städten Griechenlands dabei sind,
den Weg der Milchmann Milchlieferung vor vier Jahrzehnten zu gehen.
Nach einer neuen Bestimmung, so sieht es der Gesetzentwurf vor, werden die Lizenz nicht verlängert oder übertragen werden,
wenn ein Kiosk schließt oder der Eigentümer stirbt.
Es wird geschätzt, dass es etwa 12.000 solcher Kioske in Griechenland gibt,
und die Zahl schwindet schnell seitem die Wirtschaftskrise das Land erfasst hat.
Der neue Gesetzentwurf wird der letzten Nagel auf den Sarg einer viel geliebten griechischen Tradition sein.
Einige Kioske sind buchstäblich 24-Stunden-Minimärkte und verkaufen Waren wie:
Zigaretten, Getränke, Zeitschriften, Handschuhe, Mützen, Rucksäcke, Milch, Joghurt, Nüsse, Eis, Bier, Batterien, Kondome, Kinderspielzeug,
und was auch immer an Waren in das kleine Häuschen passen könnte.
Der erste Kiosk in Athen eröffnet im Jahr 1911 auf Panepistimiou Street,
und die Idee des Periptero verbreiten sich bald in ganz Griechenland und wurde zu einer Institution.
Obwohl festgelegt ist, welche Waren verkauft werden dürfen, findet die Phantasie der Kioskbetreiber hinsichtlich Erweiterungen des Sortiments abgesehen von der räumlichen Einschränkung praktisch keine Grenzen. Sonnenbrillen (auch Markenimitationen), Spielsachen, Nylonstrümpfe und andere Textilien, Kitsch und Tand jeder Art – das Periptero wird auch „Gehsteig-Warenhaus“ (griechisch πολυκατάστημα του πεζοδρομίου) genannt.
Die Varianten sind zumeist standortbedingt. So verkaufen Kioske am Athener Syntagma-Platz vor allem internationale Zeitungen und Zeitschriften, in der Nähe der Markthalle gibt es sogar einige, die ausschließlich Accessoires wie Gürtel und Taschen verkaufen.
In touristischen Gegenden findet man ein reiches Angebot an Souvenirs; die wenigen Periptera in Strandnähe verkaufen auch Gegenstände wie Tauchmasken oder Schwimmflossen.
An werberelevanten Plätzen bieten Lieferanten auch besondere Konditionen an, so wird die Werbewirkung eines gelabelten Getränkekühlschranks ebenso kalkuliert, wie die Position der einzelnen Produkte im Regal des Kühlschranks.
Zum Betrieb eines Periptero wird eine Lizenz benötigt, die von der Präfektur vergeben wird.
Die Anzahl der je Präfektur zu vergebenden Lizenzen ist beschränkt.
Die Lizenzen werden, ähnlich wie bei den österreichischen Tabaktrafiken an Kriegsversehrte, Kriegsopfer, Kriegerwitwen
und deren unverheiratete Töchter, an behinderte oder kinderreiche Bedürftige auf Lebenszeit als staatliche Unterstützungsleistung vergeben.
Die Periptera sollen diesen Bedürftigen aus sozialpolitischen Gründen eine Existenzgrundlage verschaffen.
Die Lizenzvergabe untersteht der Aufsicht durch das Verteidigungsministerium.
Ob bei der Lizenzvergabe die gesetzlichen Kriterien immer beachtet werden oder Beziehungen oder gar Schmiergelder
(griechisch ρουσφέτι Rousfeti>) hilfreich sind, wird immer wieder diskutiert.
Lizenzinhaber sollen grundsätzlich den Periptero selbst betreiben. Nur wenn sie dazu gesundheitlich nicht in der Lage sind,
dürfen sie ihn untervermieten. Oft beschäftigen sie auch Angestellte.
Mittlerweile ist in vielen Gemeinden die Vergabe von Lizenzen auf die lokale Verwaltung übergegangen,
dabei wird für Kühlschränke und andere Gegenstände ein Aufschlag erhoben.
Der Jahresumsatz beträgt 7 Milliarden Euro und trägt 5 % zum gesamten Bruttosozialprodukt Griechenlands bei.
Auch wenn der Umsatz infolge der wirtschaftlichen Rezession seit 2005 um durchschnittlich 21 % gesunken ist,
setzt im Durchschnitt jeder Periptero 547.554 Euro pro Jahr oder 1.500 Euro täglich um.
Kioske an zentralen Plätzen erzielen freilich höhere Umsätze.
Der Rekordumsatz wird mit 1,92 Millionen Euro angegeben.
Fast die Hälfte des Umsatzes (48 %) entfällt auf Tabakwaren; auf Mobilfunkkarten, Süßwaren, alkoholfreie Getränke und Presseerzeugnisse entfallen jeweils 13 % bis 9 %. Die Gewinnspannen liegen zwischen 4 und 8,2 Prozent.
In manchen Stadtteilen wurde der Kioskbesitzer zur Nachrichtenquelle,
denn alle kannten ihn und wussten, dass er alles weiss was auf der Straße geschieht.
Er berichtete Ihnen über den Klatsch in der Nachbarschaft, oder diskutierte mit Ihnen über Sport- und politischen Entwicklungen.
Die notwendigerweise etwas höheren Preise halten die Leute seit der Wirtschaftskrise fern.
Wenn in der Vergangenheit Menschen Bonbons oder Softdrinks aus dem Kiosk kauften, gehen sie jetzt zum Supermarkt,
um die gleichen Dinge zu einem niedrigeren Preis zu bekommen.
Durch Mobiltelefone hat die Funktion des Periptero als öffentliches Telefon an Bedeutung verloren.
Noch immer hat aber fast jedes Periptero ein Kartentelefon oder ein Telefon mit Zähler
Dies war der Anfang des Endes.
Von den 1.080 Kioske in Athen allein,
haben fast die Hälfte geschlossen und etwa 300 von ihnen wurden aufgegeben.
Die Gemeinde hat die meisten von ihnen von den Gehwegen entfernt,
und nur sehr wenige geschlossene, werden stehen gelassen
und erinnert Passanten und Touristen an die Tage des Wohlstands.