tagelangen Streiks der griechischen Seeleute hat sich die
Versorgungslage der Inseln in der Ägäis und des Ionischen Meeres weiter
verschlechtert.
Die Gewerkschaft der Seeleute beschloss am
Dienstag, den Streik um 48 Stunden bis Freitagmorgen zu verlängern.
Nach Angaben der Bauernverbände auf Kreta verfaulen tausende Tonnen von
Obst und Gemüse, bevor sie zu den Verbrauchern kommen. Inselbewohner
klagten außerdem über Engpässe bei Treibstoffen, Medikamenten und
Lebensmitteln. Rund 100 bewohnte Ägäisinseln, die keinen Flughafen
haben, sind seit dem vergangenen Donnerstag von der Außenwelt praktisch
abgeschnitten.
Reeder, Bauernverbände und Regierung hatten versucht, den Streik auf
juristischem Weg zu stoppen. Ein Gericht in der Hafenstadt Piräus
erklärte den Streik aber für legal.
Unterdessen drohte die Lage auf Kreta außer Kontrolle zu geraten. Mehr
als 1000 aufgebrachte kretische Bauern drohten am Dienstagnachmittag
nach Fernsehberichten damit, die Präfektur der Provinz Heraklion zu
stürmen, wenn die Regierung die Seeleute nicht zum Dienst verpflichtet.
„Wir stehen vor dem (finanziellen) Abgrund. Unsere Produkte verfaulen
und das Ausland kauft nunmehr bei der Konkurrenz in Italien, Spanien
und der Türkei“, sagte ein kretischer Bauer. „Wir werden alles kurz und
klein schlagen“, sagte er.
Auch der internationale Fährverkehr zwischen den italienischen
Adria-Häfen und den westgriechischen Häfen ist zusammengebrochen, weil
Seeleute die Anlegestellen blockierten. Die Lastwagenfahrer und die
Bauern drohten ihrerseits, mit ihren Fahrzeugen die Häfen zu
blockieren, damit die konservative Regierung „endlich handelt“, wie sie
sagten. „Wir werden weiter streiken, bis die Regierung endlich
nachgibt“, betonte ein Sprecher der Seeleute-Ggewerkschaft. „Unter
diesem Druck werden wir nicht nachgeben“, entgegnete der griechische
Wirtschaftsminister Giorgos Alogoskoufis im Fernsehen.
Hunderte Reisende protestierten gegen den Streik. Viele hätten Termine
bei ihren Ärzten verpasst. „Ich muss gegenüber nach Korfu zum Arzt. Ich
bin krank und werde hier praktisch als Geisel von den streikenden
Seeleuten gehalten“, sagte eine Frau, die seit drei Tagen in einem
westgriechischen Hafen auf ein Schiff wartete. Die
Seeleute-Gewerkschaft (PNO) fordert mehr Lohn, bessere Renten und die
Sicherung der Arbeitsplätze. Sie wirft den Reedern vor, zunehmend
„Billigcrews“ aus Südostasien einzustellen und so viele griechische
Seeleute arbeitslos zu machen. Aus diesem Grund sollte das
Arbeitslosengeld für Seeleute um 25 Prozent auf 480 Euro monatlich
erhöht werden. Die Streiks der griechischen Seeleute laufen seit
vergangenem Donnerstag. (dpa)