Die Fahrt in den Sommerurlaub können die griechischen Automobilisten noch unbeschwert genießen, danach aber, ab Anfang September, müssen sie sich auf mehr Polizeikontrollen und drastisch verschärfte Bußen einstellen. Das sieht die neue griechische Straßenverkehrsordnung vor, die nach zweijähriger Reformarbeit der Ministerialbeamten in diesem Herbst in Kraft treten soll.

Deutlich erhöht wird vor allem das Bußgeld für jene Verstöße, die schwere Unfälle zur Folge haben können. So soll künftig 66 statt 33 Euro bezahlen, wer während der Fahrt mit dem Handy telefoniert. Ebenfalls verdoppelt, nämlich von 83 auf 166 Euro, wird das Bußgeld, wenn Autoinsassen den Gurt nicht anlegen oder Motorradfahrer keinen Helm tragen. Alkoholfahrten, die bisher nur bis zu 157 Euro "kosteten", sollen in Zukunft mit Geldbußen von bis zu 800 Euro geahndet werden - zusätzlich zu einem Fahrverbot. Verkehrsminister Michalis Liapis verspricht sich von den erhöhten Strafen mehr Verkehrsdisziplin und einen Rückgang der horrenden Unfallziffern: "Die Verkehrsteilnehmer müssen sich endlich der Risiken bewusst werden." Mit 180 Verkehrstoten im Jahr pro einer Million Einwohner hat Griechenland rund drei mal so viele Unfalltote zu beklagen wie Deutschland.

Schlechte Straßen, schlechte Autos

Die hohen Unfallzahlen sind nicht nur ein Ergebnis mangelnder Verkehrsdisziplin. Auch die überwiegend schlecht ausgebauten Straßen und der schlechte technische Zustand vieler Autos spielen eine Rolle. Überdies ließ die griechische Polizei den Autofahrern zumindest in der Vergangenheit allerlei durchgehen. So wurden nicht angelegte Sicherheitsgurte oder Handygespräche am Steuer früher ebenso selten geahndet wie defekte Beleuchtung oder abgefahrene Reifen. Bis vor einigen Jahren waren auch Alkoholkontrollen in Griechenland fast unbekannt.

Seit einigen Monaten sehen die Polizeibeamten auf Weisung der Regierung allerdings genauer hin. Das trägt offenbar bereits Früchte: In den ersten vier Monaten dieses Jahres ging die Zahl der Verkehrstoten gegenüber dem Vorjahr von 437 auf 399 zurück. Im gleichen Zeitraum verteilte die Polizei außerdem fast 40 000 Knöllchen wegen nicht angelegter Sicherheitsgurte; 30 100 Motorradfahrer mussten Verwarnungsgeld bezahlen, weil sie keinen Helm trugen. Und allein am Osterwochenende wurden fast 500 alkoholisierte Autofahrer erwischt.

Verkehrsminister Liapis will die Polizeikontrollen jetzt weiter intensivieren. "So kann es nicht weitergehen", sagt er. Verkehrsexperten schätzen, dass sich die Zahl der Verkehrstoten in Griechenland pro Jahr um etwa 500 reduzieren würde, wenn alle Fahrzeuginsassen regelmäßig
Sicherheitsgurte anlegten.

VON GERD HÖHLER
Frankfurter Rundschau online