Schock für Europameister Griechenland: Das Dringlichkeitskomitee der FIFA schloss am Montag den griechischen Fussballverband (HFF) wegen fehlender Autonomie und unerlaubter Einflussnahme politischer Entscheidungsträger aus.

Bis auf weiteres sind der griechische Verband und all seine Vereine, Spieler und Offizielle von allen internationalen Aktivitäten wie Welt- und Europameisterschaften, Europacup- und Länderspiele ausgeschlossen. Auch die Ernennung von Offiziellen für internationale Aufgaben ist verunmöglicht. Der EM-Start des Europameisters ist höchst gefährdet. Griechenland war zusammen mit Ungarn, Norwegen, der Türkei, Moldawien, Bosnien-Herzegowina und Malta in die Gruppe C der EM-Qualifikation für die Endrunde 2008 in der Schweiz und Österreich ausgelost worden. Für die WM in Deutschland hatte der Europameister die Qualifikation verpasst.

Griechenland ist der erste europäische Vertreter, der von einer solch drastischen Massnahme betroffen ist. Bislang waren lediglich die Verbände Kambodschas und Kenias suspendiert worden. Griechische Medien reagierten mit Bestürzung auf die Nachricht. "Wir sind international lächerlich geworden", hiess es beim Radiosender SKAI.

Besorgt äusserten sich auch zahlreiche Funktionäre der grossen griechischen Vereine Olympiakos Piräus, AEK Athen und Panathinaikos Athen. Sollten diese Klubs nicht in der Champions League und dem UEFA-Cup starten dürfen, würde dies "ihren Untergang bedeuten".

Hintergrund der Entscheidung des FIFA-Dringlichkeitskomitees ist das nicht eingehaltene Versprechen der griechischen Regierung, ihr Sportgesetz den FIFA-Statuten anzupassen. Der HFF bestätigte den Eingang eines Briefes der FIFA. Darin heisst es, dass der Weltverband wiederholt den griechischen Sportminister Giorgos Orfanos aufgefordert habe, sich "nicht in die inneren Angelegenheiten des griechischen Fussball-Verbandes einzumischen".

FIFA-Präsident Joseph Blatter habe aber Gesprächsbereitschaft signalisiert und Vertreter nach München eingeladen, um "über die heikle Lage zu sprechen".

Seit Monaten schwelt in Athen ein Streit zwischen Sportminister Giorgos Orfanos und dem Präsidenten des HFF, Wassilis Gagatsis. Gagatsis steht als Funktionär der oppositionellen Panhellenischen Sozialistischen Bewegung (Pasok) nahe. Der konservative Orfanos versucht nach Berichten der griechischen Sportpresse seit Monaten, durch eine Gesetzesänderung den Sozialisten Gagatsis abzusetzen.

Am Montag Abend gab es allerdings erste Zeichen der Annäherung. "Wir werden eine Lösung finden und das Gesetz so ändern, dass es keine Probleme mehr geben wird", sagte Orfanos im staatlichen Radio.

Während bisher die Vorstände der jeweiligen Provinz-Verbände den HFF-Präsidenten wählten, soll dieser künftig mit den Stimmen aller Klub-Vertreter gewählt werden, und das wären mehr als 3000 Stimmberechtigte. Damit hofft Orfanos, Gagatsis "loszuwerden", wie die griechische Presse berichtete. Gagatsis hat für Dienstag eine Pressekonferenz in Athen anberaumt.

Das FIFA-Gremium, bestehend aus fünf Präsidenten und einem Vertreter der sechs Konföderationen, war zum Schluss gekommen, dass die Situation des hellenischen Verbandes nicht den Grundsätzen der FIFA-Statuten bezüglich Autonomie von Mitgliedsverbänden und unabhängiger Entscheidungsprozesse der Fussballinstanzen in jedem Land entspreche.

Im September 2005 hatte das FIFA-Exekutivkomitee den griechischen Verband angewiesen, bei der griechischen Regierung bis 15. Juli dieses Jahres die Änderung der nationalen Sportgesetzgebung zu erwirken, damit der Verband wieder in Übereinstimmung mit den FIFA-Statuten und den massgebenden Bestimmungen der Europäischen Fussball-Union (UEFA) stehe. Die Autonomie des Fussballs wurde jedoch nicht wiederhergestellt. Das FIFA-Dringlichkeitskomitee kam daher zum Schluss, dass der griechische Verband die Frist des 15. Juli nicht werde einhalten können und eine Suspendierung des Verbandes unvermeidbar sei.