Hitze macht den Menschen in Griechenland zu schaffen

"Das ist Wahnsinn: Es ist jetzt schon 33 Grad. Und es ist erst sieben Uhr morgens. Ich klebe überall", sagt der Athener Polizist Apostolis. Er hat in der Nacht zum Montag auf einer Matte auf seinem Balkon im fünften Stock eines Hochhauses geschlafen und ist schweißgebadet aufgewacht. Das, was er aus seinem kleinen Kofferradio hört, macht ihm keinen Mut für den Rest des Tages in der griechischen Metropole: "Die Temperatur wird um die Mittagszeit die 42 Grad erreichen", kündigt der Meteorologe des staatlichen Rundfunks (NET) an.

Fast ganz Griechenland wird in diesen Tagen von einer Hitzewelle heimgesucht, die vom örtlich heißen, trockenen, föhnig erwärmten Fallwind - dem berüchtigten "Livas" - begleitet wird und am Montag ihren Höhepunkt erreichte. "Der Livas ist extrem trocken und so heiß, als ob er aus einem Haartrockner kommt. Der Mensch hat den Eindruck, er hätte Watte in der Nase", beschreibt ein Meteorologe die Bedingungen vor Ort.

Die Hitzewelle hat die Griechen kalt erwischt, die bislang in diesem Jahr wettermäßig verwöhnt waren: Im Winter hatte es auf den Bergen Mittelgriechenlands heftig geschneit, und die Speicherseen des Landes sind nahezu voll. Im Juli herrschten angenehme Temperaturen um die 32 Grad. "Wir glaubten, über den Berg zu sein", sagt eine Frau, die sich in einem Waggon der Athener Stadtbahn immer wieder Stirn und Nacken mit einem feuchten Tuch abwischt. "Der Waggon ist der Backofen. Unser Schweiß ist die Soße und wir "kochen" darin", fügt die Frau hinzu und steigt am zentralen Omonoia-Platz aus.

Oben auf dem Omonoia-Platz sieht die Stadt in diesen Tagen verlassen aus. Hier und dort einige Touristen, die offenbar auf der Suche nach einer Bar sind, um sich mit einem Bier abzukühlen. "Die haben keine Ahnung. Die fallen gleich um, so wie sie ohne Hut in der Sonne herumlaufen und obendrauf noch Bier trinken wollen", kommentiert ein Passant die Szene.

Die Einheimischen blieben am Montag, soweit möglich, drinnen - vor Ventilator oder Klimaanlage. "Ich habe keine Angst vor Hitzewellen mehr", sagt der Inhaber eines Strumpfladens. Im Geschäft arbeite der "Japaner" - so nennen die Griechen ihre Klimanalage, weil die meisten Geräte aus Japan stammen. "Kommen Sie rein", fordert der Mann vorbeigehende Passanten auf. "Nehmen Sie viel Wasser und frisch gepresste Säfte zu sich." In den Medien raten auch Ärzte derzeit zu Alkoholfreiem: "Und kommen Sie nicht auf die Idee, ein kühles Bier oder Ouzo zu trinken." Alkohol im Blut wirke bei derartigen Temperaturen "wie Dynamit im Körper", heißt es immer wieder.