Ganz neu ist die Idee weder grundsätzlich noch in Bezug auf Smart, hatte doch bereits auf der Athens Motor Show im November 2005 ein "Monstertruck" namens Forfun für einiges Aufsehen gesorgt.
Als Basis diente damals ein Smart Forfour, den viele nie als echten Smart begriffen haben und der schon gar nicht Kultstatus erlangt hat, was man, jedenfalls mit etwas Wohlwollen, dem Fortwo zugestehen mag. Für Mercedes-Benz Hellas und den griechischen Rallyefahrer Stefan Attart (46) war die Sache klar: Das neue Fahrzeug sollte einen Fortwo als Aufbau haben. Blieb noch die Frage nach der passenden Plattform.
Nun ist die Auswahl geländetauglicher Fahrzeuge bei DaimlerChrysler bekanntlich groß: Von Jeep über die Mercedes-Modelle M-, GL- und G-Klasse bis hin zum Vierachser-Actros reicht das Angebot, doch die Entscheidung fiel auf das geländegängigste Modell überhaupt: Das Universal-Motor-Gerät alias Unimog - womit sich denn auch der Kultstatus wiederholt und somit der Kreis schließt. Unimog also, aber kein aktuelles Modell und schon gar kein "Geräteträger", sondern der vielleicht typischste Vertreter der traditionsreichen Baureihe überhaupt: Basis ist ein Unimog 406.
Zu diesem Fahrzeug gäbe es viel mehr zu sagen, als es in einem solchen Artikel möglich ist. Erwähnt sei daher nur, dass der 406er im Jahr 1966 als sogenannte "mittlere Baureihe" auf den Markt kam. Gebaut wurde dieses Modell im Grundsatz bis 1988.
Aber der Reihe nach: Nachdem geklärt war, auf welcher Plattform der sogenannte "forfun2" stehen sollte, begann Attart im Januar dieses Jahres mit den ersten Entwürfen. Ganz klar: Zu einem solchen Off-Road-Fahrzeug gehört mehr, als nur vier Räder unter einen Fortwo zu schrauben. Auf Basis der technischen Zeichnungen beider Fahrzeuge entstand ein erster Entwurf; Attart legte die Konstruktion fest, die das Fahrzeug mit der Plattform verbindet. Mit exakt definierten Befestigungspunkten an den Achsen und am Chassis.
Motor und Getriebe wurden vom Unimog übernommen. Der Motor vom Typ OM 352 ist wunderbar konventionell: Kein Turbo, kein Common-Rail, kein Schnick-Schnack. Vielmehr gibt es sechs Zylinder, elf Liter schmierendes Öl und Hubraum satt, konkret 5,7 Liter und eine Leistung von gerade mal 84 PS - anders gesprochen: Eine Maschine von alten Schlag, die sich nicht schämt, für heutige Verhältnisse lahm und rußig zu sein, weil sie andererseits mit beruhigendem Sound, mutmaßlich nur Grob- statt Feinstaub und nicht zuletzt mit Unverwüstlichkeit verwöhnt - und damit Erinnerungen an Zeiten weckt, als es auch in Mercedes-Pkw noch Vorkammer-Saugdiesel gab, die siebenstellige Kilometerstände erreichten.
Montiert ist das Aggregat prominent direkt auf der Vorderachse. Es beschleunigt das ungewöhnliche Gefährt auf maximal 79 km/h - oder sorgt über das Zusatzgetriebe für eine Kriechgeschwindigkeit von 80 Metern in der Stunde (!). Zum Vergleich: Der Smart Fortwo CDI leistet aus drei Zylindern und gerade mal 0,8 Litern Hubraum 41 PS; er schafft maximal 135 km/h.
Beeindruckend sind auch die Abmessungen und weiteren Daten des Forfun2: Erwähnt seien Reifen auf 26 Zoll großen Felgen mit einem Durchmesser von 1,40 Metern, dazu eine Bodenfreiheit von 65 Zentimetern, eine Breite von 2,50 Metern und eine Gesamthöhe von 3,70 Metern.
So handelt es sich bei dem Fahrzeug letztlich nicht um einen Fortwo mit Unimog-Anleihen, sondern um einen Unimog mit neuem Fahrerhaus, was auch bedeutet, dass der Forfun2 sich nicht nur Offroader nennt, sondern auch tatsächlich einer ist. Im Gelände nämlich macht dem Unimog, zumal den älteren, kaum ein Radfahrzeug Konkurrenz. Um im freien Gelände noch besser voran zu kommen, baute Attart neben speziellen Stoßdämpfern zusätzlich eine manuell steuerbare Luftfederung ein. Vor allem bei extremem Gefälle kann der Fahrer gezielt auf die einzelnen Federn des Fahrzeugs Einfluss nehmen.
Wahrscheinlich ist es mit dem Smart Forfun2 genauso wie mit dem richtigen Fortwo: Den einen ist das Konzept zu radikal, die anderen lieben ihn. Dazwischen gibt es nicht viel. Der Autor dieser Zeilen outet sich gerne als der zweiteren Gruppe angehörend...