Die griechischen Behörden haben nach dem Untergang des Kreuzfahrtschiffes „Sea Diamond“ vor der Insel Santorin den Kapitän und fünf weitere Besatzungsmitglieder angeklagt.

Ihnen werden allerdings nur „mindere Delikte“ vorgeworfen, was im Fall eines Schuldspruchs eher eine Geld- und keine Haftstrafe nach sich ziehen würde. Nach Angaben aus Polizeikreisen vom Samstag müssen sie sich unter anderem wegen Fahrlässigkeit und der Verletzung internationaler Seefahrer-Regeln verantworten, sind aber weiter auf freiem Fuß. Ein Termin für ein Verfahren wurde noch nicht genannt. Die Behörden wollen die Männer in den kommenden Tagen erneut befragen, um zu klären, warum das Schiff nur wenige Meter von der Insel Santorin entfernt sank.



Kapitän übernimmt Verantwortung

Zuvor hatte der Kapitän der „Sea Diamond“ bereits die Verantwortung übernommen. Wie der griechische Rundfunk berichtete, sagte er dem Staatsanwalt, er sei zum Zeitpunkt des Unglücks auf der Brücke gewesen und übernehme „voll und ganz“ die Verantwortung. Die „Sea Diamond“ war am Donnerstagnachmittag mit rund 1600 Menschen an Bord bei der Einfahrt in die Bucht von Santorin auf ein Riff gelaufen. Bis auf zwei weiter vermisste französische Touristen – ein 45-jähriger Vater und seine 16-jährige Tochter – wurden alle Passagiere und Besatzungsmitglieder gerettet. Deutsche waren bei der Ägäiskreuzfahrt nicht an Bord.

Nach Darstellung des Kapitäns brachten starke Strömungen sein Schiff vom Kurs ab. Die „Sea Diamond“ sei deswegen auf das Riff abgedriftet. Er habe alles unternommen, um die Kollision mit den Felsen zu vermeiden. Anschließend habe er nur daran gedacht, das Leben von Passagieren und Besatzung zu retten. Aus diesem Grund habe er alle Luken dicht gemacht und das Schiff so nahe wie möglich an die Anlegestelle des Hauptortes von Santorin gebracht.

Unterdessen scheint die Suche nach den beiden vermissten französischen Touristen aussichtslos zu sein. „Wir suchen zwar entlang der Küste der Insel. Es gibt aber praktisch ´null Chancen´ sie lebend zu finden“, sagte ein Offizier der Küstenwache. Er gehe davon aus, dass die Vermissten vermutlich in ihrer Kabine ertrunken seien. Die Ehefrau des 45-Jährigen hatte sich retten können.

Taucher können Wreck nicht erreichen

Für Taucher sei es unmöglich geworden, das Schiff zu erreichen. Das 22 000 Tonnen schwere Kreuzfahrtschiff ist auf dem steilen Unterseehang von Santorin abgerutscht. Der Bug des Schiffswracks liegt Schätzungen zufolge inzwischen in einer Tiefe von 70 Metern, das Heck von mehr als 170 Metern. Um es zu erreichen, können nur noch spezial ausgerüstete U-Boote eingesetzt werden. Ein solches U-Boot sollte am Dienstag aus Piräus nach Santorin gebracht werden. Wichtig für die Umwelt ist nach Aussagen des Gouverneurs der Provinz von Santorin, Chryssanthos Roussos, dass die rund 410 Tonnen Diesel aus dem Schiff herausgepumpt werden.