Das Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche Erzbischof Christodoulos ist am frühen Montagmorgen nach langer Krankheit in seiner Residenz in Athen gestorben. Dies berichtete das staatliche griechische Fernsehen.

Der 69-jährige Erzbischof von Athen und ganz Griechenland, der zehn Jahre an der Spitze der griechisch-orthodoxen Kirche stand, litt seit längerem an Leber- und Darmkrebs. Im vergangenen Jahr war eine geplante Lebertransplantation, zu der sich das Kirchenoberhaupt im US-Staat Florida aufhielt, abgesagt worden.


Der Leichnam des Kirchenoberhaupts wird drei Tage in der Kathedrale von Athen aufgebahrt. In Griechenland ordnete das Innenministerium eine viertägige Staatstrauer an. An allen öffentlichen Gebäuden wurden die Fahnen auf Halbmast gesetzt. Behörden und Schulen bleiben am Tag der Beisetzung geschlossen. Über den Termin der Trauerfeier, zu der auch Kirchenrepräsentanten aus dem Ausland erwartet werden, wollte am Montagnachmittag die Bischofssynode, das höchste Gremium der Kirche von Griechenland, entscheiden. Die Synode wird innerhalb von 20 Tagen einen Nachfolger wählen.



Christodoulos wurde am 17. Januar 1939 in der nordgriechischen Stadt Xanthi geboren. Sein weltlicher Name war Christos Paraskevaides. Er studierte Theologie und Rechtswissenschaften. Im Alter von 35 wurde er zum Metropoliten von Dimitriada gewählt. Am 29. April 1998 wurde Christodoulos von der griechischen Bischofssynode zum Oberhaupt gewählt.


"Er hat unsere Herzen tief berührt"
Ministerpräsident Kostas Karamalis bezeichnete den Verstorbenen als aufgeklärten Hierarchen, dessen pastorale Tätigkeit die Kirche der Gesellschaft und den Gegenwartsproblemen näher gebracht habe. "Sein Mut und seine Geduld im Kampf gegen die Krankheit hat unsere Herzen tief berührt", so der Regierungschef.

EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso würdigte in Brüssel den verstorbenen Erzbischof. In einem Beileidsschreiben hob er besonders den herausragenden Beitrag von Christodoulos zum interreligiösen Dialog in Europa hervor. Im Mai 2007 gehörte der Erzbischof zu den Teilnehmern eines hochrangigen Treffens der drei EU-Institutionen mit religiösen Führern aus Europa.


Spannungen zwischen Staat und Kirche
Höhepunkt seiner Amtszeit war der Besuch von Papst Johannes Paul II. im Mai 2001 in Athen. Es war der erste Besuch eines Papstes in Griechenland seit der Spaltung der Kirche im Jahr 1054. Im Dezember 2006 wurde Christodoulos von Papst Benedikt XVI. in Rom empfangen.

Während der Amtszeit von Christodoulos kam es mehrfach zu Spannungen zwischen Staat und Kirche. Vor allem das Vorhaben der sozialistischen Regierung unter Konstantinos Simitis, den Religionsvermerk in Ausweispapieren abzuschaffen, stieß auf massive kirchliche Proteste.

Das orthodoxe Bekenntnis ist laut griechischer Verfassung vorherrschende Religion. Von den elf Millionen Bewohnern des Landes gehören 97 Prozent der orthodoxen Kirche an.