Athen in der Nacht zum 7. Dezember: Jugendliche Demontranten treten der Polizei mit Steinen und Stöcken bewaffnet gegenüber. Nach dem Tod eines 15-Jährigen durch eine Polizeikugel erlebte Griechenland die schlimmsten Ausschreitungen seit 25 Jahren.
Der Tod eines 15-Jährigen bei Zusammenstößen zwischen Autonomen und der Polizei in Athen hat in Griechenland in der Nacht zum Sonntag die schwersten Auschreitungen seit mehr als 25 Jahren ausgelöst. Der Jugendliche war am späten Samstagabend durch eine Polizeikugel getroffen worden. In der Hauptstadt Athen warfen jugendliche Demonstranten Brandsätze, demolierten Autos sowie die Fensterscheiben von Banken und Geschäften.
Danach weiteten sich die Unruhen, die bis in die Morgenstunden dauerten, auf die zweitgrößte Stadt Thessaloniki aus. Auch in Komotini und Ioannina im Norden des Landes gab es wie auf der Mittelmeerinsel Kreta Ausschreitungen. Die Polizei setzte Tränengas ein. Nach ersten Schätzungen der Feuerwehr wurden allein in Athen 60 Geschäfte, 16 Banken und mindestens 40 Autos demoliert.
Ein 37 Jahre alter Polizist, der den tödlichen Schuss abgegeben haben soll, bekräftigte, er habe lediglich drei Warnschüsse abgefeuert. Einer davon habe den Jugendlichen als Querschläger getroffen. Zuvor habe eine Gruppe Autonomer seinen Streifenwagen, in dem er zusammen mit einem Kollegen gesessen habe, mit Steinen und anderen Wurfgeschossen angegriffen. Die beiden Beamten hätten versucht, die Randalierer festzunehmen, hieß es.
Nach Darstellung von Augenzeugen soll es jedoch nur zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen den Autonomen und der Besatzung des Polizeiwagens gekommen sein. Anschließend habe der Polizist direkt in die Richtung des Jungen geschossen. „Es war kaltblütiger Mord“, meinte ein Augenzeuge im Radio.
Die Behörden leiteten Ermittlungen ein. Die beiden Beamten wurden vorläufig
festgenommen.
Autos und Banken beschädigt
Die jugendlichen Randalierer setzten Dutzende Autos in Brand und beschädigten die Fassaden von Banken. Einer vorläufigen Bilanz der Polizei zufolge wurden 17 Banken in Athen und fünf weitere in Saloniki beschädigt. Pavlopoulos beauftragte umgehend drei Staatsanwälte mit der Untersuchung der tödlichen Schüsse. In einer Erklärung versprach er, die Verantwortlichen für den Tod des Jugendlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Der Fall ruft in Griechenland Erinnerungen an den Tod von Michalis Kaltezas wach, der 1985 als 15-Jähriger ebenfalls im Viertel Exarchia während einer Demonstration von einem Polizisten erschossen worden war. Sein Tod war über mehrere Jahre hinweg Anlass für Zusammenstösse zwischen der Polizei und linksextremen Jugendgruppen.